Bundesland: NIEDERÖSTERREICH Gebiet: Melk/ Krems
Der Welterbesteig Wachau umfasst im original 14 Etappen auf über 200 Kilometer und mehr als 7.000
Höhenmetern. Gestartet wird ab Krems über das linke Donauufer (gegen den Uhrzeigersinn) bis Melk und am rechten Donauufer wieder zurück nach Krems.
Es ist höchste Zeit für die erste längere Wanderung des Jahres. Heuer steht der Welterbesteig in der Wachau am Plan. Nicht im Original, weil ich nicht so viel Zeit habe, aber geplant ist die Strecke von Melk bis Krems mit Übernachtung in Spitz und wieder retour am anderen Donauufer. Es ist außerdem gar nicht so einfach, um diese Zeit noch ein Zimmer zu bekommen, deshalb meine Routenänderung.
Tag 01. Melk - Spitz 25km
640Hm
Diese Tour hat vom technischen Standpunkt keine Schwierigkeiten, Aufgrund der Länge von 25km sollte man allerdings schon SPORTLICH sein.
Möglich sind natürlich auch kürzere Teilabschnitte.
SCHON GEWUSST? Die echte Wachauer Marille ist eine geschützte Marke und 220 Wachauer Marillenbauern (Stand 2025) vorbehalten. Als Urheimat gilt China, wo die Marille bereits 3000 - 2000 v.Chr. bekannt war. Von dort gelangte die süße Frucht auch in den Donauraum.
Um 8.30 starte ich in Melk. Das Wetter ist traumhaft und ich freue mich riesig auf die kommenden Tage. Über die Donau bis Emmersdorf und weiter bis Giesing komme ich flott voran. Ab hier
führt mich der Weg in das umliegende Hügelland, weg von der Donau. An einem kleinen Bach kühle ich meine Füße und ziehe die Barfussschuhe an. Sehr fein. Und wie ich da so durch den
Wald marschiere schlängelt sich eine riesige Äskulapnatter vor mir über den Weg. Ich erschrecke furchtbar. Ich beobachte sie, wie sie langsam im hohen Gras verschwindet. Nur wenige Meter weiter
ein zweites Exemplar... sie rührt sich nicht. Hmm, ich lasse sie einfach in Ruhe und gehe weiter. Als mir wenige Minuten später ein riesiger Traktor entgegenkommt, habe ich ein furchtbar
schlechtes Gewissen..... hätte ich sie doch vom Weg nehmen sollen. 😮💨
Der Weg ist teilweise nicht wirklich gut markiert und ziemlich zugewachsen. Da schätzt man die Arbeit der Wegemacher in den Bergen wieder umso mehr. Vielleicht liegt es aber auch daran, das ich nicht in der "richtigen Richtung" wandere, und deshalb Markierungen fehlen. Egal, ich genieße den Tag, die wundervolle Landschaft, die üppigen Blumen in den Gärten und auf den Wiesen und die Ausblicke auf die Donau. In einer winzigen Siedlung auf einem Hügel, komme ich mit einer Bäuerin ins Gespräch. Sie erzählt von ihrer Freundin, die den Jakobsweg gegangen ist und zum Leidwesen des Ehemannes völlig verändert wieder Heimgekommen ist. Dazu gibt es auch eine Geschichte, welche die Weitwanderin jedem erzählt, der nach ihren Erfahrungen fragt: "Wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und dann die Temperatur langsam erhöht, bleibt er sitzen bis er stirbt. Wirft man ihn hingegen in heißes Wasser, springt er sofort heraus und überlebt. So ist es mir auch ergangen, als ich am Jakobsweg unterwegs war. Durch die lange Wanderung und die Zeit mit mir selbst wurde mir plötzlich klar, das ich mein Leben so nicht mehr weiterleben möchte - ich bin rausgesprungen und habe viel verändert, seit ich zurück bin."
Auf meinem Weg komme ich heute noch mit zwei weiteren, interessanten Frauen ins Gespräch. Nach der Bäuerin und der Geschichte mit dem Frosch treffe ich auf Doris, eine sympathische Wanderin aus Deutschland. Sie macht den kompletten Welterbesteig und das in der richtigen Reihenfolge. (Im Gegensatz zu mir😉) Respekt
Und schließlich kam ich noch mit der Besitzerin vom Muthenthaler Hof ins Plaudern, die gerade fleißig bei der Marillenernte ist. Sie erzählt mir, daß es Marillen aus der Wachau und die geschützte Sorte Wachauer Marillen gibt. Danke für die Info und die zwei herrlich saftigen, süßen Marillen.
In Aggsbach Markt finde ich ein geöffnetes Cafe und mache dort eine kurze Rast, bevor ich die Fundstelle der Venus von Willendorf besichtige. Bei Schwallenbach dann der letzte Anstieg des heutigen Tages. Sogar im Wald ist es heute Nachmittag furchtbar heiß und ich bin schließlich völlig durchgeschwitzt. Auf meinen Fußsohlen haben sich Blasen gebildet, jeder Schritt tut weh. Tja, vielleicht hätte ich doch vorher mal eine Tour gehen sollen, anstatt gleich eine Mehrtagestour zu starten - typisch ich. Den Abend lasse ich bei einem feinen Essen und einem Glaserl Wachauer Wein in Spitz ausklingen.
Tag 02. Spitz - Krems 25 km 780Hm
So wie gestern hat auch die Tour heute keine technischen Schwierigkeiten, aufgrund der Länge aber wieder für SPORTLICH geeignet.
SCHON GEWUSST? Der Steinflachs wächst nur an 3 Plätzen in der Wachau. Bekannter ist das Gewächs unter dem Namen Steinfeder und ist damit Namensgeber des leichten Grünen Veltliner. Traditionell wird das Gras als Hutschmuck verwendet.
Meine Fußsohlen haben sich wieder halbwegs erholt, also starte ich frisch nach einem kleinen Frühstück in diesen wundervollen Frühsommertag. Am Kirchplatz in Spitz tummeln sich bereits die Kirchgänger zur heutigen Fronleichnamsprozession. Besonders auffällig sind die "Steinfedern" auf den Hüten, wie oben beschrieben. Schon die ganz kleinen Knirpse tragen stolz die federleichten Büschel am Hut.
Durch die Spitzer Weinberge spaziere ich vorbei ein einer "Hiatahütten" bis zum "roten Tor". Von dort habe ich einen fantastischen Ausblick über die Weinberge und auf Spitz. Die Hütten dienten übrigens den Burschen, die zum Bewachen der reifen Trauben bestellt wurden als Unterschlupf.
Ein besonderes Highlight dieses traumhaften Wanderweges ist der Ausblick vom Michaelerberg. Von dort hat man eine grandiose Weitsicht über das Donautal und die Wachauer Gemeinden. Dort treffe ich auch auf ein Ehepaar aus Zell am See, die hier schon seit Jahren immer wieder Urlaub machen. Als besonderen Tipp bekomme ich von ihnen den Vogelbergsteig bei Dürnstein. Ah, der liegt heute noch auf meinem Weg. (Denke ich zu diesem Zeitpunkt zumindest) Da freue ich mich schon drauf. Aber es sollte ganz anders kommen.
Der Weg führt fast durchgängig durch herrlich, kühlen Wald, auf den kurzen Teilstücken über offenes Feld und Wiese trifft mich die volle Wucht der Hitze. Die Blasen auf meinen Sohlen schmerzen wieder und jeder Schritt tut weh. Ich versuche mich auf die Schönheit der Natur zu konzentrieren. Auch heute treffe ich selten auf andere Wanderer, allerdings ist das "Verkehrsaufkommen" etwas stärker als gestern. Irgendwann verliert sich dann der Weg. Ich finde noch eine Markierung die allerdings in einem Graben endet. Da ich keinen Pfad finden kann, klettere ich durch Gestrüpp und Himbeerstauden auf den darunterliegenden Forstweg. Ab hier gibt es auch wieder eine Beschilderung zum Welterbesteig, der ich talabwärts folge, bis vor mir plötzlich die Donau auftaucht. Hey, so war das aber nicht geplant. Eigentlich wollte ich über den Vogelberg nach Dürnstein. Da ich in meinem Leben gelernt habe, das alles seinen Grund hat, ärgere ich mich aber nicht darüber. Und als nach wenigen Gehminuten die Blase auf meinen Sohlen mit einem stechenden Schmerz platz ist mir sofort klar, wie gut das dieses "Verirren" für mich war. Denn so kann man sich leicht eine Entzündung holen. Ich beschließe den "Schmerz" mit ein/zwei Achterl Veltliener zu "betäuben" und dann den Bus nach Krems zu nehmen. ;) Im Bus treffe ich dann noch auf zwei Damen, denen ich heute bereits begegnet bin. Es stellt sich heraus, das die beiden ebenfalls in St. Johann wohnen und eine von den zweien sogar mit meiner Schwester in die Schule gegangen ist. Wie klein die Welt doch ist.
In Krems checke ich im altehrwürdigen Kloster "UND" ein, bevor ich in einem netten Bistro in der Innenstadt diesen Tag ausklingen lasse.
Tag 03. Krems - Maria Langegg 21 km 610Hm
Diese Tour führt hauptsächlich durch Wiesen und Wälder und ist für AKTIV+ geeignet.
Die kurze Wanderung von Maria Langegg bis zur Ruine Aggstein ist
auch für GEMÜTLICHE schaffbar.
SCHON GEWUSST? Der Name Ruine lässt ein verfallenes Gemäuer vermuten - falsch gedacht, denn auf der Burgruine Aggstein ist ziemlich was los. Ob Sommerkino, Ritteressen oder Burgadvent bietet Aggstein das ganze Jahr über eine perfekte Kulisse für zahlreiche Veranstaltungen.
Die Blasen auf den Fußsohlen klebe ich mit Tape ab, das funktioniert übrigens ausgezeichnet. Dennoch werde ich die heute geplante Tour etwas verkürzen. Es ist noch herrlich kühl draußen, als ich meine Unterkunft verlasse. Vorbei am Gefängnis "Stein" und dem Karikatur Museum lege ich einen kurzen Frühstücks Stop ein, bevor ich bei Mautern die Donau überquere.
Bei Mauternbach beginnt dann der Römerweg, ein wunderbarer Waldweg bis zur Ferdinand Warte, einem Aussichtsturm mit traumhaftem Weitblick.
Im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen gibt es auf diesem Streckenabschnitt kaum noch nennenswerte Anstiege, sobald man die Ferdinand Warte erreicht hat. Von hier verläuft der Weg über Wiesen und durch Wälder. Eine sehr entspannte Tour ohne größere Herausforderungen, mal ganz abgesehen von der Hitze, die auch heute wieder durch das Blätterdach kriecht.
Obwohl die Blasen keine großen Probleme bereiten, beschließe ich, die heutige Tour bei der Wallfahrtskirche Maria Langegg zu beenden. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nur alle 2 Stunden und dann nur bis St. Pölten. Was soll´s. Ich werde im Gasthaus zu Mittag essen und dann versuchen per Daumen wieder zurück an die Donau zu kommen. So mein Plan, der sich ganz schnell erfüllen wird. Denn ich habe mich noch nicht mal ordentlich an den Tisch gesetzt, da komme ich auch schon mit der liebenswerten Dame am Nachbartisch zu Plaudern. Ob ich den Welterbesteig gehe, fragt sie ...... Ja. Und schon sind wir mitten in einem interessanten Gespräch über Pilgerreisen in Japan, Wohnmobile, Wandern und weis Gott noch was. Kurz gesagt: Barbara und Benno aus Passau, zwei unglaublich sympathische und weltoffene Menschen warten auf mich, bis ich meine hausgemachten Nudeln verspeist habe. Dann wandern wir gemeinsam bis zur Ruine Aggstein zurück, wo ihr Auto steht und ich werde von ihnen auch noch nach Melk chauffiert. Wieder eine meiner vielen tollen Begegnungen, die ich nie vergessen werde. Danke für eure Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit! <3
Die Strecke von der Ruine Aggstein bis Maria Langegg und retour hat kaum Höhenmeter und ist mit einer Strecke von 2x3 Kilometern auch für GEMÜTLICHE zu schaffen.
Tag 04. Vogelbergsteig 5km 330Hm
Eine kurze Tour, allerdings mit starkem Anstieg, also Level AKTIV. Etwas einfacher ist die Tour über die Ruine Dürnstein bis zur Fesslhütte und dieselbe Strecke wieder retour.
SCHON GEWUSST? Laut einer Sage war Richard Löwenherz auf Dürnstein gefangen, bis ihn sein treuer Minnesänger dort fand. Nachdem 150.000 Mark Silber Lösegeld bezahlt wurden, war er wieder frei.
Nachdem ich am zweiten Tag in der Wachau nicht wie geplant den Vogelbergsteig gewandert bin, ist er heute an der Reihe. Am Ortsrand von Dürnstein biege ich in die Talstraße ein, hier ist der Steig auch schon ausgeschildert. Ich tauche in den kühlen Wald ein, Stille, nur ein mir unbekannter Vogel singt. Einfach wundervoll. Ich wandere in steilem Zick - Zack den Felsen hoch. Der Weg ist steil, allerdings gut zu gehen und auch ausreichend breit.
Der obere Teil des Weges ist schmaler, allerdings an ausgesetzten Stellen mit einem Stahlseil gesichert. Schwindelfrei und trittsicher sollte man dennoch sein. Der Ausblick lohnt sich allemal. Traumhaft.
Sicherlich schön wäre auch noch der Ausblick von der Dürnsteiner Kanzel. Diese Highlight habe ich leider übersehen, bzw. kurz davor umgedreht. Am höchsten Punkt angekommen, sind es dann nur noch wenige Gehminuten bergab, bis man die Fesslhütte erreicht hat. Hier mache ich einen gemütlichen Zwischenstopp.
Der Weg von der Fesslhütte zur Ruine Dürnstein ist auf jeden Fall breiter und einfacher zu gehen als der Vogelbergsteig. Aber auch hier hat man einen tollen Ausblick auf die Donau. Die Ruine Dürnstein ist ziemlich überlaufen, kein Wunder, ist sie doch von Dürnstein aus innerhalb kurzer Zeit erreichbar. Dabei hat man die Möglichkeit zwischen dem steileren Eselsteig ab dem Ortskern, oder der leichten Variante vor dem Stadttor zu wählen. Der Aufstieg ist auf jeder Fall die Mühe wert.
FAZIT: Der Welterbesteig ist ein absolut empfehlenswerter Weitwanderweg. Er bietet wundervolle Ausblicke, idyllische Ortschaften, viel Wald und einen mediteranen Flair mitten in Österreich. Die Etappen können nach belieben variiert oder gekürzt werden, die Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist gut. Für meine Empfindungen ein absoluter TOP TIPP!