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Radtour Amalfiküste und Umgebung

Zeit in Bewegung: ca. 29 Stunden         382 Kilometer              7.350 Höhenmeter

 

Die Wintersaison im Hotel geht zu Ende und ich gehe in meinen wohlverdienten Urlaub. Diesmal führt mich die Reise nach Italien. Erster Stop - Rom. Nach 2 Sightseeing Tagen in der wundervollen Hauptstadt Italiens beende ich hier meinen Aufenthalt mit einem früh morgentlichen Besuch in der Sixtinischen Kapelle und anschließendem Gang durch den Petersdom. Schon der Auftakt dieser Reise war einfach unbeschreiblich schön.

Gegen Mittag steige ich in den Zug nach Neapel und bin schon gespannt, was mich dort erwartet. Die kurze Strecke vom Bahnhof zu meiner Unterkunft ist schon sehr abenteuerlich. Ich schlängle mich mit meinem Fahrrad zwischen hupenden und zerbeulten Autos aus denen laute Musik dröhnt hindurch. Südländisches Feeling pur. Meine Unterkunft scheint einem Künstler zu gehören. Alles ist bunt, stylisch und durchdacht. Ich fühle mich sofort sehr wohl hier. Nach einer kühlen Dusche mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt von Neapel. Die Gassen sind voller Menschen, überall steht Carabinieri oder Militär. Ich schiebe mein Rad durch die schmalen Gässchen und genieße das pulsierende Leben in dieser lauten, überfüllten aber ganz besonderen Stadt. Kleine Läden die man nur über schmale Türen und Treppen nach unten erreicht, zahllose Souvenierverkäufer die mir lauthals ihre Ware anbieten, die typischen Wäscheleinen die in den schmalen Gassen gespannt sind, Cafes und Trattoria`s. Stundenlang wander ich ziellos durch die Gassen. Bevor es dunkel wird, spaziere ich Richtung Hafen und suche mir dort ein hübsches Restaurant. Das Essen ist ausgezeichnet, ich bekomme ohne Übertreibund die beste Pizza die ich je gegessen habe. Teig und Füllung sind einfach grandios, die Stimmung und der Sonnenuntergang tragen ihren Teil dazu bei, das der Abend als ganz besonderer in meiner Erinnerung bleibt. Als ich über den Kai entlang zu meiner Unterkunft fahre, leuchtet der Vollmond vom Nachthimmel. Ich freue mich schon sehr auf das Abenteuer das mich erwartet.

1. Tag                         Neapel - Vesuv - Pompeji                       57,5 km            1.170Hm
Nach einem gemütlichen Frühstück starte ich los in Richtung Vesuv. In einem kleinen Souvenierladen kaufe ich noch einen Erinnerungsmagneten für meinen Kühlschrank. Eine "Puncinella Figur mit Pizza in der Hand". Mein Kühlschrank ist voll mit diesen Erinnerungen die mich immer wieder an wunderschöne Erlebnisse denken lassen. Trotz der frühen Jahreszeit ist es schon ziemlich heiß, als ich mich die Serpentinen zum Vesuv hochschraube. 11 Kilometer, ca. 900 Höhenmeter und 2,5 Stunden später blicke ich in den staubigen Krater des Vesuvs. Der Blick in den Vulkankegel war die Strapaze nicht wert, dafür ist der Ausblick von hier heroben umso schöner.

Nach einer kurzen Pause schwinge ich mich wieder in den Sattel und rausche den Berg hinunter, diesmal mit Abzweigung nach Pompeji, der Stadt, die 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vesuvs überraschend verschüttet wurde. Ich checke in der Unterkunft ein, und mache mich sodann auf den Weg zur Ausgrabungsstätte. Während ich über durch die antiken Überreste der Stadt wandere, habe ich genug Zeit, um über das Leben und den Tod nachzudenken. Von einem Moment auf den anderen, kann alles vorbei sein. Genau deshalb ist es so wichtig, im Moment zu leben und den Augenblick zu genießen.

2. Tag      Von Pompeji nach Massa Lumbrense (Westspitze der Amalifküste)
Heute ist Ostersonntag, ich genieße ein feines Frühstück auf der Terrasse meiner Unterkunft, bevor ich losradle. Das Wetter ist heute perfekt zum Radfahren. Leicht bewölkt, nicht zu heiß und trocken. Die Dörfer durch die ich fahre wirken teilweise sehr heruntergekommen, die Häuser sind alt und oft baufällig. Überall liegt Müll und Schmutz auf den Straßen. Am heutigen Feiertag wird vielerorts am Straßenrand gegrillt, Grüppchen von Menschen stehen gesellig zusammen. Auch die Küste bietet in diesem Abschnitt keine besonderen Highlights und so komme ich schnell an mein Ziel, irgendwo im nirgendwo außerhalb von Massa Lubrense. Ich werfe meinen Rucksack in die Ecke, mache mich frisch und erkunde zu Fuß den Küstenabschnitt mit Blick auf Capri. Die Insel ist hier so nahe, man hat das Gefühl, man könnte ganz locker hinüberschwimmen. Zahlreiche Sträucher sind schon in voller Blüte, es duftet herrlich nach Frühling.

Es ist herrlich ruhig hier heraussen, der Wind weht frisch vom Meer herein, mir geht es wunderbar. Als ich zurück in das kleine Örtchen komme, winkt mir ein junger Bursch entgegen. "Fame?" - "Si!!" Nach der besten Pizza in Neapel bekomme ich heute die besten Gnocci die ich je gegessen habe. Der Plastiktisch mit dem wackeligen Stuhl und die Plastiktischdecke rücken in den Hintergrund den die Gnocci alla nonna (Oma winkt zwischendurch vergnügt aus dem windschiefen Häuschen das als Küche dient) mit Tomatensauce und der "Humpen Hauswein" sind einfach ein Gedicht. Besser als jedes Gourmetrestaurant!! Ich liebe mein Leben!

3. Tag             Westküste Amalfi nach Agerola (nähe Furore)                 35km             960Hm

 

Bis Positano ist die Fahrt eigentlich ganz gemütlich. Ein leichtes Auf- und Ab, immer wieder mit Blick auf das Meer, das sich heute leider eher grau in grau präsentiert. Entlang der Küstenstraße bei Positano bin ich mit dem Fahrrad klar im Vorteil. Reisebusse zwängen sich durch den Gegenverkehr, immer wieder steht alles still weil kein Fahrzeug mehr vorwärts oder rückwärts kommt. Ab Praiano macht die Steilküste ihrem Namen dann alle Ehre. Oberhalb von Furore biege ich auf einen schmalen Wanderweg ab. Ein freundlicher, alter Mann der auf einer Bank sitzt, gibt mir mit einem Kopfschütteln und einem netten "no biciclette" zu verstehen, das ich hier nicht fahren kann. Aber ich bin natürlich sooooo viel schlauer und fahre weiter. Schon bald wird der Pfad schmal, ich muß absteigen und das Rad schieben. Es wird enger, steiler und der Weg ist völlig verwachsen. Ich verfluche mich für meine Blödheit, nicht auf den netten, alten Mann gehört zu haben und plage mich Meter für Meter nach oben. Endlich erreiche ich eine Straße, bis diese kurze Zeit später in Stufen mündet. Ich schleppe mein Rad Stufe für Stufe bergan und als ich oben angekommen bin, bin ich fix und fertig.

Nach einer kalten Dusche in meiner Unterkunft, bin ich aber schnell wieder fit und nutze das noch trockene Wetter für einen Lauf zum "Sentiero degli Dei" dem Pfad der Götter. Von hier heroben sieht man erst, wie steil die Küste in diesem Abschnitt wirklich ist. Leider zieht nun recht schnell eine Regenfront auf und der Ausblick über die Küste bleibt deshalb eher bescheiden. An sonnigen Tagen muss das Panorama von hier heroben aber ein Traum sein!! Der Pfad ist breit und gut zu gehen, es gibt immer wieder Möglichkeiten für eine kurze Rast. Trotz des bescheidenen Wetters und den Strapazen die ich mir selbst auferlegt habe, war heute wieder ein wundervoller Tag.

4. Tag  (Vormittag)                 Agerola - Furore - Maiori           31,8km                    340Hm
Heute entscheide ich mich für den "Normalweg" nach Furore. Der ist zwar 11 Kilometer länger als mein gestriger "Schleichweg" durch Büsche und über Treppen, dafür weit weniger anstrengend und kräfteraubend. Natürlich schaue ich mir den Fjord von Furore an. So weit als möglich steige ich die Treppen hinunter, irgendwann ist dann der Weg gesperrt. Noch ist die Amalfi Küste an einigen Orten im Winterschlaf. Die bunten Boote im Fjord liegen noch am Ufer, keine Menschenseele ist zu sehen. Außer dem gleichmäßigen Rauschen der Wellen die durch den schmalen Durchbruch der Felsen drängen, ist es hier völlig still. Entlang der schmalen Küstenstraße fahre ich weiter zu meinem heutigen Etappenziel, dem kleinen Ort Maiori. Die Straßen in Amalfi sind trotz des schlechten Wetters völlig überfüllt. Überall drängen sich Menschen durch die schmalen Gassen, Busse, Autos, Taxis - hupen und Hektik. Ich bin froh, als ich meine Unterkunft erreiche. Ein hübsches, großes Appartement mit allem was ich brauche. 

4. Tag (Nachmittag)  Wanderung von Maiori nach Ravello und Valle delle Ferriere     17km     710Hm
Nachdem ich meine Unterkunft bezogen und mich frisch gemacht habe, mache mich zu Fuß auf den Weg nach Ravello. Über unzählige Stufen, im Schatten alter Steinhäuser wandere ich bergauf. Der Blick an die Küste wird mit jedem Schritt beeindruckender. Katzen huschen vor mir ins Gebüsch, immer wieder erschrecken mich Hunde, die laut bellend und knurrend an rostigen Eingangstoren emporspringen. Die Namen der Gassen sind kunstvoll auf Tonfliesen gemalt, künstlerische Farbkleckse an uraltem, bröckeligem Mauerwerk. Ravello scheint ein beliebter Ausflugsort für Touristen zu sein. Überall stehen Busse, die Cafe´s und Restaurants sind bis auf die letzten Plätze gefüllt.

Ich wandere zur Basilika, setzte mich in den Schatten eines Baumes und genieße den Ausblick auf das Meer. Für den Rückweg wähle ich eine andere Route und stoße dabei auf ein Schild mit der Aufschrift "Valle delle Ferriere". Klingt gut, das schau ich mir an. Das Tal entpuppt sich als wahres Schmuckstück. Anfangs noch recht heiß und staubig, wird der Steinpfad bald zum schattigen Waldweg. Um diese frühe Jahreszeit ist die Natur hier noch grün und saftig, in dem schmalen Bach am Wegesrand plätschert frisches Wasser.

Alte Viadukte, Mauerreste und seltsam geformte Bäume und Wurzeln geben diesem Tal eine mystische Schönheit. Ich kann euch nur sagen, das ist ein wirklicher Geheimtip!!! In einem kleinen Tümpel kurz vor Amalfi kühle ich mich kurz ab, bevor ich in die Gässchen der kleinen Küstenstadt eintauche. 

Zwischen den Häusern von Amalfi zwängen sich die Menschen an unzähligen Souvenierläden vorbei, der Geruchsmix aus Cafe, Fisch, Süssem und sonstigem verdirbt mir jeglichen Appetit. An der Küstenstraße reiht sich Auto an Auto in einer endlosen Blechlawine, ich bin zu Fuß um einiges schneller als die Autofahrer. In Castiglione biege ich dann auf einen Wanderweg nach Maiori ab. (Hier ist dann bald mein Akku leer) Für den Abend kaufe ich mir noch frischen Fisch, Gemüse und eine Flasche Bier und mache mir einen gemütlichen Abend auf dem Balkon meines Appartement.

 

5. Tag              

Heute ist so quasi ein "freier Tag." Nach dem Frühstück radle ich die ca. 20 Küstenkilometer bis Salerno wo ich schon bald meine Unterkunft beziehen kann. Auf dem Weg dorthin habe ich eine versteckte Bucht gefunden. Dort werde ich mir heute einen feinen Tag machen. Gesagt getan. Ich packe meine Badesachen in einen kleinen Rucksack und mache mich zu Fuß Richtung Marina d´Albori. Auf dem Weg dorthin kaufe ich mir in Vietre sul mare Weißbrot, Salami, Käse und Oliven. Der Tag ist gesichert.

Nach etwa einer Stunde habe ich die Stufen erreicht, die von der Straße direkt zur Bucht führen. Mangels Parkplätzen am Straßenrand ist die Bucht fast Menschenleer. Aber ich will einen Strand ganz für mich alleine.... gibt´s das an der Amalfi Küste? Und ob. Spontan beschließe ich, um eine Felsnase zu schwimmen und mal zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Tataaaa... ein herrlicher Kiesstrand, ganz für mich alleine. Und so verbringe ich diesen Nachmittag mit Sonnenbaden, verträumt auf´s Meer schauen und kurzen Bädern im noch frischen Wasser. Einfach ein Traum. Am Rückweg winkt mich ein netter, alter Mann in seinen Laden am Straßenrand. Ob ich ein Zitroneneis möchte? Was für eine Frage!! Ich glaube der gute Mann kann Gedanken lesen. Dazu ein Espresso, ich fühle mich wie eine Göttin am Olymp, das Leben ist schön! Natürlich kommen wir in ein nettes Gespräch, der Herr erzählt mir, das seine Frau Deutsche war (deshalb spricht er auch fließend Deutsch) aber leider vor kurzem verstorben ist. Nun betreibt er seinen kleinen Laden alleine und freut sich immer, über Gesellschaft. Ich freue mich auch. Über das Gespräch, die traumhafte Aussicht, das unglaublich fruchtige Zitroneneis, den starken, italienischen Espresso und zuletzt als ich zahlen möchte, über seine Einladung und einen Bund grüne Bohnen als Extrageschenk. Leider habe ich den Namen des freundlichen Italieners vergessen, aber wie freundlich er zu mir war, das bleibt mit für immer und ewig in Erinnerung. Wie schön, das es so viele nette Menschen gibt.

 Am Abend bereite ich mir eine italienische Jause, dazu ein Glas Rotwein und die grünen Bohnen. Was für ein Tag. Morgen nehme ich den Zug Richtung Agropoli um dann mit dem Rad an der Küste entlang weiter Richtung Süden zu fahren.

 

6. Tag                       Von Agropoli nach Ascea                     55 km                 630 Hm

 

Die Fahrt entlang der Küste ist wunderschön. Dazwischen immer wieder der eine oder andere "Schupfer" dafür ist die Abfahrt dann wieder sehr angenehm. Das Meer fast immer in Sichtweite und mit erstaunlich wenig Verkehr. Mittlerweile macht mir aber die Hitze zu schaffen. Es ist zwar erst Ende April, aber da ich ja schon ziemlich am unteren Ende des "Italienischen Stiefels" unterwegs bin, klettern die Temperaturen tagsüber schon an die 30 Grad.  Nachdem ich mich zum Schluß noch verfahre und 100 steile Höhenmeter umsonst zurücklege, checke ich im Hotel ein. Duschen und ab in den Pool. Danach ein Espresso und ich bin wieder putzmunter. Am späten Nachmittag radle ich noch zum Partystrand "Marina Reef", zum Abschluß laufe ich in der Abenddämmerung noch zum Torre di Velia. Den Tag lasse ich auf der Terrasse des Hotels mit Rotwein, Keksen und einem guten Buch ausklingen.

7. Tag      Von Ascea auf den Monte Gelbison (Monte Sacro) 1.705        73 km            1.830 Hm
Nachdem ich eine zweite Nacht in Ascea verbringen werde, beschließe ich beim Frühstück spontan auf den Monte Gelbison zu radeln. Wie sich später herausstellt eine doch recht anspruchsvolle Tagestour. Ich bin der einzige Gast im Haus, dementsprechend werde ich verwöhnt. Mein kleiner Frühstückstisch biegt sich vor lauter Croissants, frischen Früchten und sonstigen Leckereien. So vollgegessen starte ich schließlich los. In der Ferne erkenne ich einige Berge, die im Dunst der Morgensonne am Horizont auftauchen. Noch kann ich nicht im geringsten erahnen, welcher der Berge mein heutiges Ziel sein wird. Weit weg sind sie aber allesamt. Das wird eine Challange. Aus einer Hofeinfahrt springt plötzlich bellende und knurrend ein riesiger, schmutzig- weißer Hund. Mein Puls springt auf 200 als er hinter mir herjagt. Zu meinem Glück bin ich gerade auf einer Abwärts Passage unterwegs und so gibt das Vieh nach einiger Zeit auf. Puhhh, da hab ich Glück gehabt, einen Hundebiss könnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. 

Meine Nerven werden heute aber nicht zum letzten Mal auf die Probe gestellt. Denn nachdem ich einige kleine Dörfer durchquert habe und das riesige Kreuz am Gipfel des Monte Sacro schon mit freiem Auge sehen kann, erwartet mich eine Straßensperre. Ich überlege kurz, fahre dann aber los. Umdrehen kann ich immer. Ein komisches Gefühl habe ich dennoch in der Magengegend. Zwei Autos kommen mir entgegen, ansonsten bin ich völlig alleine hier heroben. Dichte Buchenwälder, Moos und Stiefmütterchen. Wüsste ich es nicht besser würde ich meinen, ich bin zu Hause in Österreich. Dazwischen seltsame Felsformationen die aussehen, als hätte man sie absichtliche und ordentlich gestapelt. Dann plötzlich liegt ein riesiger Felsbrocken vor mir auf der Straße. Jetzt ist mir auch klar, weshalb gesperrt ist. Der Winter hat auch hier im Süden seine Spuren hinterlassen und gemütlich wie die Italiener nun mal sind, hat man es mit der Beseitigung von Felsstürzen nicht so eilig.

Schließlich erreiche ich den Gipfel. Leider ist das Tor zur Kirche und zum riesigen Eisenkreuz am Gipfel versperrt. Wie schade. Schmelzwasser läuft in kleinen Bächen über die Pflastersteine, außer mir ist hier heroben keine Menschenseele, das ist ein bisschen unheimlich. Ich gönne mir ein kurze Pause bevor ich mich auf den Rückweg mache. Die Abfahrt gehe ich sehr vorsichtig an, denn einen Sturz möchte ich auf gar keinen Fall riskieren. Hier würde mich vermutlich tagelang keiner finden. Erleichtert erreiche ich schließlich wieder das kleine Dörfchen Novi Velia. Um nicht wieder am Hund vorbeizumüssen wähle ich für die Rückfahrt eine andere Route. Sicher ist sicher. Einmal drehe ich mich noch um und schaue zurück, zum Monte Gelbison. Das war heute eine ziemliche Tour. Müde aber sehr glücklich erreiche ich am Nachmittag wieder meine Unterkunft in Ascea. 

 

8. Tag   Von Ascea nach Marina di Camerota     36 km    520 Hm    Am Nachmittag Capo Palinuro

 

Die Küstenstraße ab Ascea hat zu Beginn einige Anstiege. Belohnt wird man dafür mit einem herrlichen Ausblick aufs Meer. Die Straße ist kaum befahren aber Stellenweise sehr kaputt. Man sollte sich nicht zu sehr vom Panorama ablenken lassen. Lieber mal kurz stehenbleiben und genießen und dann wieder konzentriert weiterradeln, denn die Schlaglöcher sind teilweise wirklich gefährlich tief und der Straßenbelag ist aufgerissen.

Ab Marina de Pisciotta geht´s dann auch bergab und gegen Mittag erreiche ich mein Ziel Marina di Camerota. Natürlich möchte ich den Tag noch bestmöglich nützen und so steige ich in den Sammelbus nach Palinuro um dort das Cap zu bewandern. Zu meinem Glück startet gerade eine Bootstour in die Grotta Azzurra und ich buche mir einen Platz. Das kurze Stück zur Grotte legen wir zügig zurück, einmal den Kopf einziehen und die Höhle hat uns verschluckt. Im Inneren leuchtet das Wasser tatsächlich tiefblau, eine wirklich zauberhafte Stimmung.

Nach diesem kurzen Bootsausflug beschließe ich, zu Fuß zurück zu meiner Unterkunft zu wandern. Erst entlang eines Küstenpfades bis zum Spiaggia Marinella, wo zahlreiche Kletterer in den Felswänden hängen. Eine Weile schaue ich fasziniert zu, bevor ich weiter wandere. Zum steinernen Torbogen "Arco Naturale". 

Ab hier biege ich ein wenig ins Landesinnere auf den "Sentiero di San Iconio". Ich folge dem Weg bis kurz vor dem Bergdorf Camerota. Von dort laufe ich entlang der Straße wieder bergab bis nach Marina di Camerota. Wieder müde, wieder glücklich, wieder ein traumhafter Tag.

9. Tag   Morgenlauf zum Spiaggia degli Infreschi    Marina di Camerota bis Sapri    35km    620 Hm

 

Die Gegend hier ist so wunderschön, ich muss wirklich jede Minute nutzen, die ich noch hier bin. Und so starte ich gleich nach dem Frühstück einen letzten Morgenlauf. Diesmal auf dem Küstenpfad bis zum Traumstrand "Degli Infreschi". Der Sonne ist heute durch Wolken verdeckt, es weht ein angenehmer, kühler Wind. Und so laufe ich, vorbei am Torre Zancale über schmale Pfade und durch Wälder bis zum Spiagga Pozzallo wo ich doch tatsächlich an einer kleinen Strandbar einen Espresso bekomme.

Nach diesem kurzen Zwischenstop mit Yoga am Meer laufe ich weiter bis ich schließlich die unbeschreiblich schöne Bucht von "Degli Infreschi" erreiche. Außer mir ist heute niemand am Strand und so nutze ich die Chance für ein textilfreies Bad im kühlen Meer. Schöner kann der letzte Tag dieser unvergesslichen Reise wohl kaum beginnen. Nachdem ich noch eine Zeit lang verträumt die Wellen beobachte wie sie in unaufhörlichem Rhythmus an die Felsen schwappen, mache ich mich etwas wehmütig auf den Rückweg. Der Wind wird jetzt kräftiger und zerzaust meine Haare, die sich zu widerspenstigen Locken ringeln. Ich fühle mich in jeder Zelle glücklich, dankbar und lebendig.

Zurück in Camerota packe ich meinen Rucksack und steige wieder um auf mein Fahrrad. In unzähligen Serpentinen schlängelt sich nun die Straße bergan. Hinauf und Hinauf, bis ins Bergdorf Lentiscosa. Inzwischen kommt auch die Sonne wieder hinter den Wolken hervor und der Asphalt beginnt zu glühen. Rund um mich sind nur Wald und Wiesen, soweit das Auge reicht. Und es geht weiterhin bergan. Kurz vor San Giovanni a Piro geht´s endlich bergab, aber schon bald wieder bergauf. Langsam hab ich echt keine Lust mehr. Da kommt mir ein Rennradfahrer entgegen, der wohl meinen Gesichtsausdruck richtig deutet. "Solo 10 minuti" ruft er vergnügt. Ok, das ist zu schaffen. Und tatsächlich, nach diesem letzten Anstieg geht´s endlich bergab. Bis zum Ziel meiner Reise - Sapri. Und so komme ich am späten Nachmittag überglücklich in Sapri an. Ich kann es irgendwie kaum glauben. Wie schnell die Zeit vergangen und was in diesen 9 Tagen alles erleben durfte. Traumhafte Buchten, unzählige Stufen, Strapazen und Herausforderungen, stille Plätze, überfüllte Gassen, atemberaubende Natur, historische Gebäude und liebenswerte Menschen.

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