· 

Alpe Adria Trail 12

Als ich kurz nach 05.00 Uhr meine Unterkunft verlasse, bin ich schon gespannt,  wie lange es dauern wird, bis mich ein Auto nach Lepena (wo ich gestern gestoppt habe) mitnimmt. Ich gehe die wenigen Minuten bis Trenta und hole mir am Automaten vor dem Mini Market einen Kaffee. Ein fleissiger Lieferant ist schon am Obst ausladen, wir grüßen uns freundlich.  Das erste Auto braust an mir vorbei, kurz danach kommt der Obstlieferant und bleibt stehen. Lepena ich komme. Während der Fahrt erzählt mir Marco seine Geschichte, in deutsch (Er spricht 5 Sprachen)... er war Anwalt in einer grossen Kanzlei, hatte mit der Russenmafia zu tun. Dann bekam er Krebs. Er hängte die Krawatte an den Nagel und krempelte sein Leben um. Das war vor 26 Jahren. Heute hat er eine junge Frau und zwei kleine Kinder. Fährt 3x die Woche mit Obst und Gemüse ins Landesinnere und ist glücklich und zufrieden. Und das strahlte er auch aus. Danke Marco fürs mitnehmen und deine Geschichte.

Da wo gestern Nachmittag noch hunderte Badehungrige ins Wasser gesprungen sind, ist es jetzt um 06.00 Uhr am Morgen still. Ich genieße den magischen Moment, die Kühle des Wassers, das sanfte Rauschen, die Forellen die träge durchs Wasser treiben. Aber ich muss weiter, denn heute wird ein heisser Tag. Auf dem Weg nach Bovec halte ich immer wieder an, halte die schönsten Momente im Gedanken und Bildern fest. Die Sonne geht auf, scheint warm auf meine Haut.

Um 09.00 Uhr erreiche ich Bovec. Ein nettes, kleines Städtchen, in dem sich alles um die Soca dreht. Raften, Canyoning,  SUP, Kanu,.. Bevor ich mich auf den Weg zum Slap Virje mache, nehme ich mir Zeit für ein kleines Frühstück. Der Weg zum Wasserfall ist nicht allzu weit und führt durch den Wald. Zwar kenne ich dieses Fleckchen schon, aber ich finde ihn trotzdem wunderschön. Seht selbst.

Nach einer kurzen Pause wandere ich weiter Richtung Slap Boka. Diesen Wasserfall kenne ich noch nicht. Auf dem Weg dorthin muss ich einige Male den Wald verlassen.  Die Hitze ist fast unerträglich. Den 30 minütigen Umweg mit steilem Anstieg zum Boka Wasserfall hätte ich mir allerdings sparen können. Man sieht ihn nur von einem weit entfernten  Aussichtspunkt und der Anblick ist nichts besonderes. Jetzt freue ich mich auf ein Bad in der Soca. Ich finde einen Kiesstrand und lege dort eine Erfrischungspause ein. 

Bevor ich mich wieder auf den Weg mache, fülle ich meine Wasserflasche mit frischem Quellwasser.  Jetzt bin ich wieder gerüstet und frisch. Über kleine Anhören, durch Wälder und über glühend heisse Feldwege lege ich Meter um Meter zurück. Laut Karte habe ich bei der Brücke von Trnovo ob Société das letzte mal die Möglichkeit ins Wasser zu springen. Und das werde ich tun, sofern es vom Zustieg machbar ist. Und ich sage euch, besser kann der Abschied von der Soca gar nicht sein. Eine leicht erreichbare, traumhafte Badegumpe mit weißem Sandstrand. 

Ich genieße das kühle Wasser auf meiner erhitzen Haut, tauche unter,  bin einfach happy. Kurz austrocknen und nochmal rein. Dann ist es aber Zeit Abschied zu nehmen,  vom türkisblauen Wasser der Soca. Auf dem Weg ins Bergdorf Dreznica, fließt aus einem Tunnel kühles Wasser, das ich dankbar annehme. Meist gehe ich durch den Wald, aber auch hier ist es drückend und heiss. Die letzten Kilometer gehe ich auf Asphalt. Die Hitze steht wie eine Wand vor mir, laut meiner Vermieterin 32 Grad. Endlich sehe ich einen Kirchturm, das muss es sein! Ein Bier im schattigen Gastgarten und die Welt ist wieder in Ordnung. 

So schaffe ich auch die letzten Meter in meine Unterkunft,  wo mich meine Gastgeberinnen herzlichst empfangen. Mit solcher Wärme und Freude, als wäre ich eine langjährige Freundin. Kühler Hollunder-Lavendelsaft, eine Banane, ein Müsliriegel und für den Abend zwei Radler im Kühlschrank.  Und so beschließe ich, heute nicht Essen zu gehen, sondern hier im Garten meine restliche Pizza und alles, was ich noch so bei mir habe zu verspeisen. Und da sitze ich nun, vor meinem reizenden Minichalet, geniesse den Abend und lasse den Tag Revue passieren. 


Meine heutigen TOURDATEN

7,5 Stunden in Bewegung   35km   620hm