Juli 2023 1. Tag Genua - Savona 46km 260Hm
Für meinen diesjährigen Sommerurlaub, ist eine Bike & Hike Tour entlang der Cote d`Azur, der Besuch der Verdonschlucht und der Lavendelfelder, sowie im Anschluß einige Tage Wandern an der Ligurischen Küste geplant. Nachdem ich im Night Jet einen Schlafwagen gebucht habe, komme ich am Vormittag recht frisch in Genua an. Mein Bike ist schon gebucht und bezahlt, soweit alles paletti. Leider hat der sympathische Herr vom Radshop vergessen, meinen Drahtesel noch einem Service zu unterziehen, was ich in Frankreich dann noch ziemlich büssen muss. Dazu aber später mehr. Gut gelaunt und voll motiviert bahne ich mir einen Weg durch die verkehrsreichen Straßen von Genua, eine ziemliche Challange. Erst nachdem ich den Frachthafen passiert habe, wird es etwas ruhiger, ab hier gibt´s dann auch schon ab und an einen Radweg. Nachdem der Verkehrslärm nachgelassen hat, höre ich jetzt, wie mein Rad quietscht, wenn ich schalte "springen" die Gänge und der Druck in den Reifen ist ebenfalls äußerst mager. Ich bin schon über eine Stunde unterwegs, umdrehen kommt jetzt nicht mehr in Frage. Mist, da hätte ich wohl selber auch achtsamer sein müssen. Die Strecke bis Savona ist durchwegs gut zu fahren. Großteils auf meist zweispurigen Radwegen oder entlang der alten Küstenstraße. Zwischendurch gönne ich mir eine kurze Pause mit einer Abkühlung im Meer. Herrlich!
So komme ich am Nachmittag recht entspannt in Savona an. Beziehe mein kleines Appartement mitten in der Altstadt von Savona, mache mich frisch und erkunde die Stadt. Natürlich wird in der Kirche wieder mein "obligatorisches Kerzerl" angezündet, das ist zu Beginn und am Ende einer Reise immer ein Ritual, das für mich einfach dazugehört. Nachdem mir die Vermieterin ein Lokal in dem es die "beste Farinata" gibt empfohlen hat, mache ich mich auf den Weg dorthin und bekomme auch noch einen Tisch in der völlig überhitzen, recht urigen Gaststube. Ich bestelle eine Farinata mit Rosmarien und dazu ein kühles Bierchen. Farinata ist nicht schlecht, aber für meinen Geschmack etwas zu fettig. Aber, probieren geht über studieren.
2. Tag Savona - San Remo 99km 470Hm
Um der angekündigten Hitze von über 40 Grad so gut als möglich zu entgehen, starte ich kurz nach 05.00 Uhr am Morgen. Immerhin habe ich heute eine ziemliche Strecke zu bewältigen, und das mit Gepäck am Rücken. Um diese Tageszeit ist die Luft noch angenehm kühl, ich komme gut voran. Entlang der Küste gibt es fast durchgehend einen zweispurigen Radweg, bei Imperia fahre ich sogar durch einen LED beleuchteten Tunnel mit Musik!! Sowas hatte ich auch noch nie, hier war wohl der Giro zu besuch, weil alles so "Pipifein" für die Radfahrer angerichtet ist. Mir solls recht sein.
Entlang der Küste radle ich immer wieder durch kleine, zauberhafte Städtchen. Den salzigen Geruch und die kühle Brise der Brandung begleiten mich und so vergeht die Zeit wie im Flug. Nachdem ich die ersten 40 von den heute geplanten 100 Kilometern zurückgelegt habe, gönne ich mir in einem kleinen Strandcafe bei Ceriale einen Espresso. Lange möchte ich allerdings nicht stoppen, denn langsam aber sicher wird es warm und ich habe noch eine ziemliche Strecke zurückzulegen.
Die letzten 2-3 Stunden bis San Remo werden eine ziemliche Herausforderung. Das Thermometer klettert auf über 40 Grad, immer wieder halte ich an, und mache kurze Pausen im Schatten. Der Asphalt flimmert und der Rucksack drückt. Aber irgendwann habe ich es geschafft und erreiche mein heutiges Etappenziel. Die gebuchte Unterkunft liegt super zentral, meine Gastgeberinnen haben Getränke eingekühlt und Obst und Kuchen für mich Vorbereitet. Wahnsinn, soviel aufrichtige Gastfreundschaft. Nach einer erfrischenden Dusche, mache ich mich noch auf den Weg zum Hafen und bestaune die zahlreichen Yachten, die dort vor Anker liegen. Luxus pur!!
3. Tag San Remo - Vence 84km 860Hm
Auch heute heisst es wieder früh aus den Federn. Kurz nach 05.00 Uhr verlasse ich meine Unterkunft und ab geht die Post. Meine erste Pause ist geplant, sobald ich die Französische Grenze überfahren habe. Nach etwa 2 Stunden Fahrt radle ich dann von Italien nach Frankreich. Auch diesmal ziemlich berührt von der Tatsache, wie gut es uns doch geht, das man einfach mal so mit dem Rad über die Grenzen fährt und die Diensthabenden Beamten einen mit einem freundlichen Lächeln durchwinken, ohne nach dem Pass zu fragen. Ein Privileg!!!! Kurze Nektarinenpause dann geht´s auch schon wieder weiter.
Kurze Zeit später erreiche ich dann das legendäre Fürstentum Monaco. Es ist noch recht früh und deshalb sehr ruhig auf den Straßen der mondänen Stadt. Wäre ich letztes Jahr nicht auf Urlaub in New York gewesen, hätten mich die Hochhäuser hier mit Sicherheit mehr beeindruckt. Entlang der Straße reihen sich die Geschäfte namhafter Designer, Prunk, teure Autos und Prestigeobjekte, egal wohin man schaut. Eine andere Welt und dennoch nicken die Menschen freundlich, als ich lächelnd an ihnen vorbeifahre. Irgendwie sind wir ja dann doch wieder alle gleich, sosehr uns der Status doch manchmal zu trennen scheint.
Im Hafen ein ähnliches Bild wie in San Remo, eine Jacht prachtvoller als die andere. Ein grün schillernder Luxuswagen überholt mich mit dröhnendem Motor, Frauchen geht mit klein Wuffi Gassi, in den Cafe´s wird stilvoll Espresso geschlürft. Die Menge an Baukränen erinnert mich an unsere Österreichischen Wintersportgebiete. Höher, weiter, schneller, exclusiver ist auch hier das Motto der Zeit. Manchmal frage ich mich, wie lange das so noch gut gehen wird. Ich suche mir lieber eine ruhige Bucht in der ich meine erste Pause einlege und mich im Meer abkühle. Wie herrlich ruhig und unberührt es hier ist und das, obwohl Monaco quasi ums Eck liegt.
Wieder erfrischt und fit mache ich mich auf den Weg Richtung Nizza. Langsam wird die Hitze auch heute wieder unerträglich, und auch der Rucksack am Rücken macht mir immer mehr zu schaffen. Das Meer verfärbt sich immer mehr ins türkise und macht dem Namen Cote d´Azur alle Ehre. Schon beeindruckend, welches Farbenspiel die Natur zaubert. Während ich den Strand von Nizza entlangfahre, vergeht die Zeit wie im Flug. Es gibt einfach so viel zu sehen und zu staunen. Die Strände, die Bauten, die vielen Menschen auf dem Weg zum oder vom Strand, Bar´s und Cafe´s, es ist ein kunterbuntes und fröhliches Treiben das hier auf den Straßen herrscht.
Auf den letzten 10 Kilometern bis Vence habe ich noch 370 Höhenmeter zu bewältigen. Im Grunde nicht tragisch, bei über 40 Grad Hitze, einem Rucksack auf den Schultern und bereits 70 Kilometern in den Beinen dann aber doch eine Herausforderung. Die große Überraschung erwartet mich dann allerdings, als ich meine Unterkunft im Zentrum von Vence erreicht habe. Die freundliche Dame an der Bar teilt mir entsetzt mit, das sie schon seit einem halben Jahr keine Zimmer mehr vermietet, allerdings über die Buchungsplattform immer wieder Gäste geschickt werden. Nach stundenlangen Telefonaten mit der Hotline sind dann schließlich alle Zimmer in Vence ausgebucht und meine "Vermieterin" nimmt mich zu sich nach Hause mit. Ich darf auf ihrer Couch schlafen. Was für ein Glück!!!
4. Tag Vence - Trigance 77Km 1.350Hm
Nach der Aufregung bezüglich Unterkunft von gestern, freue ich mich, das ich die kommenden 2 Nächte in der selben Unterkunft verbringen werde. Einem reizenden Steinhaus in Trigance. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg und so starte ich wie gewohnt noch bei Dunkelheit. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit, biege ich in eine Schlucht entlang des Flusses Du Loup. In den frühen Morgenstunden ist es hier noch ziemlich frisch, ein kühler Wind bläst durch die Felsen, ich komme wirklich gut voran, obwohl die Straße stetig bergan führt, bis auf fast 1.200 Meter über dem Meeresspiegel.
Als ich das Wanderdörfchen Andon erreiche, habe ich fast das Gefühl als wäre ich auf einem Almgebiet in Österreich. Der Naturpark "Des Préalpes d´Azur" scheint auch bei Wanderern beliebt zu sein, denn mir kommen einige Urlauber mit Rucksack entgegen. Ab hier geht die Strecke zwar über weite Teile bergab, kleine Steigungen die ich zwischendurch zu bewältigen habe, machen mit mit zunehmender Hitze aber doch sehr zu schaffen. Auch habe ich nichts mehr zu Trinken und da bin ich sehr froh, als ich an der Straße ein geöffnetes Lokal entdecke. Im kühlen Gastgarten fülle ich meinen Flüssigkeitspegel wieder auf, während sich vor mir ein Spanferkel auf dem Griller dreht. So ein Spanferkel wäre jetzt das Allerletzte, worauf ich bei dieser Hitze Appetit hätte.
Bei glühender Hitze erreiche ich am Nachmittag meine Unterkunft etwas außerhalb von Trigance. Das alte Haus ist noch viel reizender, als ich mir das vorgestellt habe. In einem alten Steinbrunnen plätschert leise das Wasser, im Schatten der großen Bäumen im Garten ist es angenehm kühl. Während ich darauf warte, das mein Zimmer fertig ist, mache ich es mir gemütlich und genieße die Stille und die besondere Atmosphäre. Mein Zimmer ist ebenfalls ein Schmuckstück, alles ist so liebevoll renoviert, ich fühle mich rundum wohl. Dann höre ich ein Mauzen, öffne die Zimmertür und schwups, Kater Romeo huscht ins Zimmer und macht sich auf meinem Bett gemütlich.
Den Nachmittag verbringe ich mit sonnen und faulenzen im Garten, zwischendurch ein Bierchen und ein Kaffee, was will man mehr. Am Abend werde ich mit Melone, Schinken, regionalem Käse und Weißwein verwöhnt. Langsam bricht die Nacht herein, die Lichter im Garten werden angemacht, ich sitze und genieße. So glücklich und zufrieden wie an diesem Abend war ich wohl selten in meinem Leben. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten.
5. Tag Bike & Hike Verdone Schlucht 27km 1.060Km
Nach einem kleinen Frühstück schwinge ich mich aufs Rad und mache mich auf den Weg zur Verdone Schlucht. Der Zugang ist von beiden Seiten möglich, ich nehme natürlich den, nahe Trigance, auf dieser Seite starten die Canyoning Touren durch die Schlucht. Der Einstieg ist abenteuerlich, über eine alte Eisenleiter und einen Bergbautunnel ohne Licht.
Nach dem Tunnel erinnert der Weg irgendwie an die Canyons, durch die ich in Griechenland gelaufen bin. Flimmernde Hitze, rote Felsen und unter mir das türkise Wasser der Verdone. Es ist wunderschön hier.
So durchstreife ich die Schlucht. Manchmal hoch oben, entlang der Felsen, dann wieder hinunter ans Flussbett und dann unglaublich steil wieder bergan.
An einem Punkt, wo von oben eine endlose Kette an Wanderern über eine steile, schmale Leiter nach unten kriecht beschließe ich dann endlich umzudrehen. Mir ist heiß, meine Wasserflasche ist leer und ich freue mich auf ein herrlich erfrischendes Bad im kühlen Wasser der Verdone.
Ich tauche unter, spüre die kühle des Wassers, es ist einfach wundervoll!!! Unbeschreiblich!! Einfach herrlich!! Genau mein Ding!! Im Moment sein!! Das Leben genießen!! Glücklich sein!! Ich breite mein Handtuch auf einen flachen Felsen direkt am Ufer, lege mich in die Sonne und bin einfach nur überglücklich. So verbringe ich die nächsten Stunden am Ufer des türkisgrünen Flusses. Ich schwimme, schaue verträumt auf das kristallklare Wasser das vor mir plätschert, lausche dem Zwitschern der Vögel, esse eine Nektarine, spüre die Sonne auf der Haut. Mensch, was brauchst du mehr?
Für den Abend habe ich mir einen Tisch auf der Terrasse des Schloß Trigance gebucht. Nur blöd wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, und 3 Kilometer (teils bergauf) bis dorthin radeln muss. Aber natürlich nehme ich auch das mit Humor, versuche aber langsam zu fahren um trotz der abendlichen Hitze nicht zu sehr zu schwitzen, um noch "salonfähig" zu sein, wenn ich ankomme.
Wow! Was für ein Ausblick, was für ein tolles Schloß und am Liebsten würde ich nicht nur den Aperitiv auf dem Dach des alten Gemäuers trinken, sondern gleich den ganzen Abend dort oben verbringen. Schließlich treibt mich aber doch der Hunger an meinen Tisch. Ich bestelle Rump Steak rosa gebraten und dazu ein Gläschen Rotwein. Während ich so vor mich "hingenieße" höre ich die Familie am Nachbarstisch plaudern. Aha! "Von wo kommt den ihr?" Antwort: "Aus der Nähe von Salzburg!" Was für ein netter Zufall! Während die Jungs und der Papa "brav" ins Bett gehen, unterhalte ich mich noch angeregt mit Mama Mariella über Gott und die Welt, bis uns die Kellnerin um 23.00 Uhr höflich "rauswirft"!! Stirnlampe habe ich natürlich keine dabei und so fahre ich im Schneckentempo mit meiner Handylampe als einzige Lichtquelle zurück zu meiner Unterkunft. Was war das doch wieder für ein unvergesslicher Tag!!
6. Tag Von Trigance nach Valensole 900Hm 67,5km
Es ist noch dunkel, als mich meine zauberhafte Unterkunft in Trigance verlasse, aber meine Stirnlampe reicht aus, um gut zurechtzukommen. Nach nur wenigen Fahrminuten dann ein riesiger Schreck. Eine Schafherde mit zwei Hirtenhunden grast unmittelbar am Straßenrand. Meine Hoffnung, die Hunde würden hinter dem Zaun bleiben, bestätigt sich leider nicht. Einer bleibt bei der Herde, der zweite verfolgt mich laut bellend und mit einem tiefen Knurren. Im Schein meiner Lampe sehe ich seine Augen glänzen, als er von der Seite auf mich zuläuft. Mein Puls schnellt in die Höhe, ich habe panische Angst vor aggressiven Hunden, vor allem, wenn sie so groß sind wie das Ungeheuer, das mich jetzt verfolgt. Zu meinen riesen Glück hat die Straße hier ein leichtes Gefälle, ich trete mit aller Kraft in die Pedale, der Hund ist noch eine Zeitlang hinter mir, langsam aber sicher, wird die Distanz zwischen uns aber größer. Puhhhh, Glück gehabt, danke an meine Schutzengerl, ihr habt gute Arbeit geleistet!! Langsam beruhigt sich auch mein Puls wieder. Den ersten Teil der Strecke kenne ich ja schon von gestern. Vorbei an der Stelle, wo ich gestern die Verdone Schlucht betreten habe, bis auf die Paßhöhe. Langsam verfärbt sich der Himmel im Morgenrot. Nach dem höchsten Punkt dann der Parkplatz zum "Haupteingang" in die Schlucht. Anhand der Menge der Parkplätze kann man erahnen, was hier an Sommertagen los ist. Im Moment bin ich alleine hier oben, die Felsen der Schlucht sehen aus, als hätte ein Riese mit Bausteinen gespielt, und diese dann einfach liegen lassen. Sehr beeindruckend!!
Nach einer kurzen Frühstückspause, geht es wieder weiter. Durch idyllische Dörfer, über kleine Pässe und Anhöhen, entlang von Äckern und verdörrten Wiesen. Dann erreiche ich das Ende der Verdone Schlucht, dort wo der Fluss in den Lac de Sainte Croix mündet. Eine letzte Abfahrt, bevor der Anstieg zu den Lavendelfeldern im französischen Departements "Alpes-de-Haute-Provence" beginnt. Ich bin schon sehr gespannt darauf, ob ich noch blühende Felder zu sehen bekomme. Das Wetter war heuer sehr gut, die Ernte hat schon vor Wochen begonnen. Und dann ist es soweit. Kurz nach der Straßenkreuzung nach Digne les Bains (ich war dort vor einigen Jahren um mir die Tour de France live anzusehen) breitet sich das erste Lavendelfeld vor mir aus. Ein Traum in lila, soweit das Auge reicht. Der Wind weht kräftig hier heroben und verbreitet den Lavendelduft.
So radle ich bis Valensol. Den boenartigen Wind gegen mich, im Blick immer wieder weite Lavendelfelder. Manche sind wild gewachsen und voller Unkraut, manche bereits abgeerntet, einige sauber ausgemäht und kultiviert, manche in voller Blüte und viele schon zeitig zum abernten. Und so erreiche ich wieder einmal bei brütender Hitze meine nächste Unterkunft, wo ich es mir gleich mit einem Salat im Schatten der Bäume gemütlich mache. Wenn es etwas kühler wird, werde ich mir natürlich noch das Städtchen Valensole anschauen. Am späten Nachmittag mache ich mich dann mit dem Rad auf den Weg ins Dörfchen. Alles ist hier lavendelfarben. Die Tischdecken auf den Eisentischen der Cafe´s, die Stuhlauflagen, Servietten und jeglicher Firlefanz den man in den zahlreichen Souveniershops kaufen kann. Selbstverständlich gibt es auch Lavendeleis, was ich natürlich sogleich probieren muss. Schmeckt gar nicht schlecht. Ein wirklich reizendes Dörfchen, gefüllt bis oben hin mit Touristen. In einem Shop der nur regionale Produkte anbietet kaufe ich mir einen wunderschönen, getöpferten Magneten für meinen Kühlschrank und ein kleines Fläschchen Lavendelsirup. Mehr will ich ehrlich gesagt nicht die nächsten Tage im Rucksack mit mir herumschleppen. Nach einem kleinen Stadtrundgang und einer Tasse Kaffee, mache ich mich wieder auf den Weg zur Unterkunft.
7. Tag Valensole - Aups Teil 1 Teil 2 56km 720Hm
Der heutige 7 Tag meiner Reise wird ein gemütlicher Tag .... denke ich zumindest, denn ich habe nicht so viele Kilometer zu fahren. Deshalb nehme ich heute auch ein Frühstück in Anspruch, bevor ich losfahre. Der Wind der mir entgegenbläst ist wieder sehr stark, ich habe das Gefühl, ich komme kaum vom Fleck.
Lastwägen voller geernteter Lavendelblüten sausen an mir vorbei, der Duft der von den vollen Anhängern zu mir weht ist herrlich. Ich beobachte auch eine Erntemaschine aus der Nähe und kaufe bei einem Straßenstand auch ein kleines Gläschen Lavendelhonig. So geht der Vormittag ziemlich zügig vorbei, und schon bald bin ich wieder am Lac de Saint Croix angelangt. Diesmal aber am Westufer. Ich fahre ein Stück bergab, Richtung See, da bemerke ich, das ich hätte kurz vorher abzweigen müssen.
Macht nichts, einfach umdrehen und die paar Höhenmeter retour. Dachte ich, denn in dem Moment wie ich in die Pedale trete, reißt die Kette. Der fehlende Radservice, die ausgetrocknete Kette und ein zu hoher Gang beim Wegfahren rächen sich in diesem Moment. Verdammt! Was ist jetzt zu tun? Ein Motorradfahrer bleibt stehen und will mir helfen, wir suchen verzweifelt das Verbindungsstück entlang der Straße, um die Kette notdürftig zu flicken. Vergeblich. Inzwischen hat auch eine französische Familie angehalten, die ältere Tochter sprich Englisch, die jüngere sucht über Maps eine Radservicestation und findet auch eine. Diese ist allerdings 20 Kilometer entfernt. Kurzerhand werde ich samt Rad in ihr Auto gepackt - we are on holiday, we have time. Ist die kurze Aussage. Wahnsinn, wie hilfsbereit!!!
Als wir dort ankommen, ist leider niemand erreichbar. Der Besitzer ist telefonisch erreichbar, er komme erst um etwa 21.00 Uhr am Abend zurück, gibt uns aber eine Nummer eines Kollegen. Rad wieder ins Auto und zum nächsten Radshop. Der ist irgendwo im nirgendwo an einem Campingplatz mitten in der Pampas. Das junge Pärchen das den Shop betreibt ist super freundlich und versprechen zu helfen. Erst dann fährt die Familie aus Frankreich wieder weiter. DANKE für so viel Freundlichkeit. Ich kann es kaum fassen. Auch die zwei jungen wollen kein Geld annehmen. Zu helfen sei doch selbstverständlich. Ich bin tief gerührt von so viel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft die mir hier in Frankreich und eigentlich überall auf meinen Reisen begegnet.
Die Route wird neu berechnet .... überglücklich das mein Rad wieder fahrtauglich ist, radle ich los, Richtung Lac d´Artignosc, einem kleinen See, der jetzt auf meiner Strecke liegt. Ein kühles Bad ist genau das, was ich nach der Aufregung brauche. Ich tauche in das tiefblaue Wasser und liege faul in der Sonne. Allzulange kann ich aber nicht bleiben, denn ich habe noch 20 Kilometer bis Aups zurückzulegen. Aber das ist jetzt alles kein Problem mehr. Am späten Nachmittag beziehe ich meine Unterkunft Mitten in der Altstadt. Eine reizende Herberge mit idyllischem Gastgarten. Ich reserviere gleich einen Tisch für das Abendessen. Nach einem Rundgang durch die schmalen Gassen lasse ich diesen ereignisreichen Tag mit einem feinen Essen und einem Glas Wein ausklingen.
8. Tag Aups - Cannes 103km 1.150HM
Der heutige Tag wird eine besondere Herausforderung, auf mich warten über 100 Kilometer und mehr als 1.100 Höhenmeter, bis ich wieder zurück am Meer bin. Ich fahre wieder sehr früh los, draußen ist es noch fast dunkel. Im Morgengrauen erreiche ich das Städtchen "Tourtour". Kling wie Tortur. Sehr passend für die heutige Etappe finde ich. Das Dörfchen ist auf jeden Fall bezaubernd und der Größe des Parkplatzes vor den alten Dorfmauern zu urteilen bei Touristen auch sehr beliebt.
Die weitere Strecke ist relativ abwechslungsreich. Kleine Dörfer, grüne Hügel, rasante Abfahrten und darauf folgend wieder Anstiege teils im Schatten, aber je mehr ich Richtung Cote d`Azure komme immer mehr in der prallen Sonne.
Endlich ein kleines Bistro am Straßenrand. Das kleine Heineken mit Soda gemischt zischt nur so durch meine trockene Kehle. Das brauche ich jetzt auch dringend, denn die letzten Stunden bis Cannes werden wieder unerträglich heiß.
Ich bin überglücklich, als ich am azurblauen Meer ankomme. Wow, was für eine Reise. So viele wundervolle Erlebnisse, einzigartige Eindrücke und hilfsbereite und liebenswerte Menschen. Nachdem ich mich in einem Strandcafe etwas gestärkt habe, gönne ich mir ein Bad im Meer. Es ist traumhaft hier und ich genieße die verbleibenden Stunden, bis mein Bus nach Genua abfährt.
9. Tag Wanderung nach Porto Fino 4km 170Hm
Nach einem gemütlichen Frühstück bringe ich das geliehene Fahrrad zurück. Dem Besitzer des Shops ist es sichtlich peinlich, das er vergessen hat, mein Rad einem ordentlichen Service zu unterziehen und vor allem auch, das die Kette gerissen ist, was natürlich zum Teil auch in meiner Verantwortung gelegen ist. Dennoch zieht er mir einen Tagespreis von der Miete ab und schenkt mir einen großen Stock herrlich duftenden Basilikum inklusive Pesto - Genovese Rezept.
Als ich am Bahnhof auf meinen Zug warte, zupfe ich eine ordentliche Hand Blätter ab, verstaue sie sorgfältig in meinem Rucksack und verschenke den Basilikum an eine Frau, die ebenfalls auf den Zug wartet. Wäre schade darum, denn bis ich heute Abend in der Unterkunft bin, ist die Pflanze kaputt. Die Dame freut sich auf jeden Fall darüber.
In Santa Margherita Ligure steige ich aus dem Zug aus und mache mich über einen romantischen Höhenweg auf in Richtung Porto Fino. Ein Dorf wie ein Postkartenmotiv. Die bunten Häuser, die engen Gässchen, Bars, Restaurants und kleine Läden. Italien feeling pur.
Den Rückweg trete ich in einem völlig überfüllten Touristenbus an, der mit Höllentempo die Küstenstraße entlangfährt. Umfallen können wir in den Kurven allerdings nicht, denn dazu fehlt der Platz im Bus.
Da bin ich froh, wieder auf den Zug in Richtung Corniglia umsteigen zu können. Die Bahnlinien sind in Italien grundsätzlich gut ausgebaut, die Strecke Genua - Savona verfügt zudem über hochmoderne Zuggarnituren, voll klimatisiert, Niederflur, zweistöckig und mit integrierter Ladestelle für E-Bikes. Schönen Gruß an die ÖBB. ;)
Nachdem ich hunderte Stufen vom Bahnhof im Zick- Zack nach Corniglia geschafft habe, checke ich in meiner Unterkunft ein. Mitten im Ortszentrum mit traumhaftem Blick auf die Bucht. Hier bleibe ich nun bis zum Ende meiner Reise. Der Ausblick von meiner kleinen Terrasse ist dermaßen schön, das ich auf keinen Fall in ein Restaurant gehen möchte. Also besorge ich mir ein kleines Abendessen, etwas zu trinken und genieße den Abend mit dem schönsten Panorama das man sich vorstellen kann.
10. Tag Von Corniglia nach Monterosso 7,5km 300Hm
Kein Stress, denke ich mir. Frühstücke gemütlich und trinke dann noch eine extra Tasse Kaffee auf meiner Terrasse, bevor ich losgehe.
Die "Cinque Terre Card" habe ich gelöst, somit bin ich berechtigt, den Höhenweg nach Monterosso zu gehen. Die Karte gibt es übrigens auch inkl. Zugfahrten, was ich grundsätzlich jedem nur empfehlen kann.
Die Höhenwege zwischen den Ortschaften sind zwar wunderschön, aber ausgesprochen steil und wirklich nicht für Jedermann und Jederfrau geeignet. Auch gibt es oft keine richtigen Stufen sondern nur unterschiedlich hohe Steintritte, teilweise über Wurzeln und Geröll. Kurz gesagt, man wandert durch die steilen Weinberge der Cinque Terre. Gemütlicher ist da schon die Fahrt mit dem Zug von Ort zu Ort. Falls man Lust dazu hat, kann man ja immer mal einen Abstecher in die Weinberge machen. Über Vernazza erreiche ich Monterosso. Beides wirklich zwei zauberhafte Dörfer. Ich lasse jetzt einfach mal die Bilder sprechen.
11. Tag Von Corniglia nach Riomaggiore 8 km 470Hm
Der letzte Tag meiner wundervollen und aufregenden Reise. Heute wandere ich ab Corniglia in Richtung Riomaggiore, dann habe ich alle 5 Dörfer bewandert. Der erste Streckenabschnitt führt in großem Bogen wieder ziemlich steil in die Weinberge. Ein Stück ins Landesinnere, dann wieder an die Küste und steil bergab nach Manarola. Ich schlendere durch das Dörfchen das nur so wimmelt von Touristen. Überall kleine Läden und Souveniershops. Am Hafen beobachte ich eine zeitlang die jungen "Klippenspringer" die oft lange zögern oder auch wieder umdrehen, bevor sie mutig ins Meer springen.
In den engen Gässchen stehen die Fischerboote bereit um abzulegen. Ein kunterbuntes Treiben. Der Anstieg nach Riomaggiore ist zwar nur einen halben Kilometer lang, dafür aber fast immer über 40% Steigung. Es ist schon fast Mittag und ich komme ordentlich ins Schwitzen und bin froh, als ich das Dörfchen erreiche. Auch hier kann ich empfehlen, besser den Zug nehmen. Die Aussicht ist zwar wunderschön, aber die Auf- und Abstiege ziemlich anstrengend.
Bei einem unvergesslich, traumhaften Sonnenuntergang auf meiner Terrasse lasse ich diese Reise in Gedanken noch einmal Revue passieren. Die wundervollen Eindrücke, die einzigartigen Landschaften, die herzlichen Menschen, die idyllischen Dörfer, die herrlich erfrischenden Badeplätze, Herausforderungen während der Reise, all das geht mir durch den Kopf. Wie dankbar ich doch sein kann, das ich das alles erleben darf. Schön das ihr mich begleitet habt. Eure Barbara
Die letzten Stunden vor der Abreise nutze ich für ein gemütliches Frühstück, einen letzten Spaziergang zum Meer, einem "Dankeschön" in der Kirche von Corniglia und dem Malen eines kleinen, bunten Erinnerungsbildes. Unvergesslich!
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